Sektor 1 (Nahkampf)

Hacken, stechen, eine schwungvolle Bewegung des Handgelenkes und wieder hacken und stechen.
Seid etwa zwei Stunden maltretierte ich schon die Holzpuppen, die zur Übung des Nahkampfes aufgestellt waren und es sah für mich nicht danach aus, als würde ich bald aufhören.
Mein T-Shirt war zwar schon schweißnass, aber das machte mir nichts aus, immerhin hatte ich schon durch Sümpfe waten müssen.
Mein Atem stieß ich keuchend aus, mein Herz hämmerte.
Ich sprang ein Stück zur seite und schwang meine Spatha(ein zweischneidiges, gerades Schwert) in einem hohen Bogen und spaltete der Puppe damit den Kopf.
Mit beiden Händen hielt ich den Griff fest und trat ordentlich gegen das Holzskelett, um mein Schwert wieder frei zu kriegen und wandte mich der nächsten zu, der ich mit zwei schnellen Schlägen die Arme abtrennte.
Atemlos hielt ich kurz inne und sah mich in der kleinen Übungsarena um.
Auf dem Boden lagen überall versträut hölzerne Körperteile, was mich ein wenig befriedigte.
Genau das würde ich eines Tages mit President Snow machen.
Mit einem energischen und grausamen Lächeln machte ich mich auf zu der nächsten Puppe.

Ich verließ die Umkleiden und ging in Trainings-T-Shirt und meinen Stiefeln zum Nahkampfgelände. Vorher machte ich mir meine helle Haarmähne noch zu einem ansehnlichen geflochtenen Seitenzopf und kontrollierte die Länge meiner scharfen Fingernägel, welche selbstverständlich perfekt war.
Mit geschürzten Lippen ließ ich meinen Blick schweifen und verdrehte die Augen über ein paar Kinder, die ernsthaft glaubten, sie könnten kämpfen.
Ich überprüfte geschickt, ob mein japanisches Magnum White Samurai auch gut befestigt auf meinem Rücken hing und schlich dann raubkatzenartig über den Platz.
Ich leckte mir, hinterlistig grinsend, über die Lippen, als ich Jake in einem unordentlichen Massaker aus Holz ausfindig machte.
Schnell lief ich lautlos zu ihm und legte dann ganz leicht meine Fingerspitzen auf seine Schultern.
Gleich bist du tot...
hauchte ich ihm entgegen und legte elegant den Kopf schief.

Ich fühlte eine Berührung auf meiner Schulter und hörte eine Stimme, die mir ins Ohr flüsterte und mein Körper reagierte fast automatisch.
Ich wirbelte herum, packte eine Schulter der Person, die dort stand und hielt mein Schwert an ihre Kehle.
Hi Fleur. sagte ich mit meinem typischen Bad boy-Lächeln, als ich erkannte wer da vor mir stand und lies sie los.
Sag bloß du bist fertig mit Shoppen für heute?! Das dauert doch normalerweise drei Stunden länger. neckte ich sie und steckte meine Spatha in die Scheide.
Fleur war ein Jahr älter als ich, aber dennoch hingen wir immer zusammen rum.
Sie sah wirklich gut aus, das musste man ihr lassen und sie war sich auch nicht zu fein dafür das an die große Glocke zu hängen.
Aber anders, als die meisten Girlys konnte sie sehr gut kämpfen und sie war stärker als sie aussah.
Kein Mensch, den man sich gern zu Feind machte, das waren wir beide nicht.

Ich strich mir ein paar imaginäre Fusseln von der
Schulter und grinste ihn ehrlich an.
Jake war eine der wenigen Personen, die ich meine richtigen Freunde nennen konnte. Ich stemmte beleidigt die Hände in die Hüften, als er eins meiner liebsten Hobbies beleidigte. Ich schüttelte belehrend den Kopf und erklärte kurz.
Sehr lustig. Aber nein, wir bekommen heute noch irgendeinen Besuch, da muss ich zu Hause sein und deswegen musste ich die Shoppingtour verkürzen.
Natürlich war ich wieder nur das zu präsentierende, gute Mädchen, was ich auch gerne war, aber wenn fremde Leute kamen, die mich nicht interessierten, hielt ich es definitiv für unter meiner Würde, ihnen Gesellschaft zu leisten, wenn ich stattdessen auch etwas Sinnvolles wie Trainieren konnte.
Ich verdrehte über diese verschwendete Zeit die Augen und seufzte gespielt, wobei ich Jake frustriert ansah.

Das tut mir herzlich Leid. sagte ich gespielt mitfühlen und lächelte weiter.
Ich sah mich auf dem Übungsplatz um.
All die Sachen, die man hier trainieren konnte, von Speerkampf bis zum Messerwerfen hatte ich schon hunderte Male trainiert.
Ich hatte hunderte Male Erfolg, oder war um eine schmerzhafte Erfahrung reicher geworden.
Doch nun wurde das alles langweilig.
Ich wollte richtig kämpfe, beweisen, dass ich stärker war als damals, wo ich nur zusehen konnte, wie meine beste Freundin weg gebracht wurde.
Es war nicht das erste Mal, dass ich diesen Gedanken hatte und wie ich bemerkte drehte ich schon wieder den Ring von Jenna an meiner rechten Hand.
Ich räusperte mich und sah wieder Fleur an.
Ne Idee, was wir machen könnten? Diese Langeweile ist schlimmer als das Gift von Jägerwespen.

Ich bemerkte, wie er an einem Ring an seiner rechten Hand spielte und dann auf einmal eine Art "Themawechsel" wollte. Ich sah mich noch einmal um und nickte vage.
Wir könnten mal über deine Frisur reden. Echt, die geht gar nicht.
grinste ich und wuschelte ihm einmal durch die schweißnassen, abstehenden hellen Haare.
Ich wusste nicht warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, ihn etwas bespaßen zu müssen.
Also musterte ich weiterhin kritisch seine Haarpracht und hob nachdenklich eine Augenbraue.

Jetzt musste ich tatsächlich ein wenig lachen.
Lieber so als eine Schmalzlocke. meinte ich und grinste sie wieder an.
Und soo schrecklich konnte ich ja nun auch wieder nicht aussehen, sonst würde sie mich ja nicht mal eines Blickes würdigen.
Ich bin halt ein Krieger, mich kümmert es nicht wie ich aussehe. erklärte ich dann und verschränkte die Arme, so wie ich es of tat.

Krieger? Schlechte Ausrede.
tadelte ich grinsend und schüttelte den Kopf.
Natürlich sah Jake nicht schlecht aus, aber das hieß
lange nicht, dass ihn sein Äußeres nicht zu interessieren hatte. Immerhin waren wir nicht für umsonst Distrikt 1.
Denkst du, ich wäre eine wahrhaftige Kriegsgöttin, wenn ich hässlich wäre?
stellte ich den perfekten Vergleich und warf leicht arrogant meinen Zopf nach hinten. Mit funkelnden Augen wartete ich auf seine Reaktion, jederzeit bereit, mich zu verteidigen, wenn auch nur verbal.

Ich rollte mit den Augen.
Als ob das Aussehen etwas mit der Kampfkraft zutun hätte.
Allerdings wollte ich mir diesmal ihre Vorträge über den ersten Distrikt ersparen und verbeugt mich nur und sagte sarkastisch: Natürlich nicht euer Götlichkeit.
Ich setzte wieder mein Bad boy grinsen auf.
Welche Frisur empfielst du mir denn, Beauty Queen?

Hm...
ich tippte mir mit der Fingerspitze gegens Kinn und ging dann einmal langsam um Jake herum. Dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen und besah mir seine Frisur aus der Nähe.
Eigentlich nicht viel. Den Scheitel etwas weiter nach rechts, diesen Ponyansatz ein wenig länger. Und wenn du deine Haare dann immer ein wenig verzaust aussehen lässt, ist alles gut. gab ich meinen Ratschlag und klatschte zufrieden in die Hände. Auch wenn mir klar war, dass es nicht aufs Aussehen ankam, hatte es doch manchmal seine Vorteile, den Gegner zu verwirren.
Grinsend dachte ich da an einige meiner Erfahrungen und nickte mir gedanklich stolz zu.

Ich hob eine Augenbraue, als sie mich umkreiste und wie eine Art seltsames Kunstobjekt betrachtete.
Aber es machte mir nichts aus, ich stand gern im Mittelpunkt.
Das erklärst du dann aber dem Friseur. sagte ich lachend, als sie sich dazu geäußert hatte.
Ich ging eigentlich nie zum Friseur, aber ich konnte Fluer den Gefallen ja einmal tun.

Plötzlich strahlte ich ihn begeistert an.
Bessere Idee!
dann wieder etwas ruhiger, und auf meine typische, leicht kühle Art fuhr ich erst fort.
Du kommst heute Abend zu mir. Dann habe ich gute Gesellschaft und muss unseren nervigen Besuch nicht ertragen. Ich mach dir deine Haare, und ja, ich kann das. legte ich fest, wobei ich keinen Widerspruch duldete, egal was er noch vorhatte. Außerdem dürfte es ihn nicht besonders stören, immerhin war ihm sowieso immer langweilig, wenn er nicht gerade kämpfte oder bei irgendetwas anderem im Mittelpunkt stand.

Ich zögerte kurz, so als ob ich denken würde "Ob es schlau wäre mit in ihre Höle zu gehen" und nickte dann gespielt widerstreben.
Es war eh nicht so, als hätte ich etwas vor gehabt.
In diesem langweiligen Distrikt konnte man nicht sehr viel machen und leider nahmen die Friedenswächter, die am Zaun postiert waren ihren Job ernster, als die am Markt.
Sei froh, dass ich so ein guter Freund bin. sagte ich zu ihr und lächelte wieder mein Lächeln.

Ich schmunzelte und legte dann einen Arm um ihn.
Oh ja, ich bin so froh.
antwortete ich grinsend und zog ihn mit mir, damit er
ja nicht woanders hi flüchtete.
Dann machte ich meinen Zopf wieder auf, damit meine Haare elegant über meinen Rücken fielen und zwinkerte Jake verschwörerisch zu.
Immer gut aussehen, nicht wahr? zog ich ihn auf und wuschelte noch einmal durch seine Haare.
Dann erreichten wir die Straße und ich schlug den Weg zu unserem Haus ein.

------> Wohnviertel

Ich lachte kurz auf.
Ja, Mom. sagte ich sarkastisch und lief neben ihr die Straße entlang.
Mein Gesichtsausdruck wurde etwas ernster, als ich einige Friedenswächter sah, die einen Jungen herumschubsten.
Man mag viel von Distrik 1 hören, doch Niemand wusste von den Problemen und der Gewalt, die auch hier vorherrschte.
Warscheinlich, weil wir uns so gut präsentieren können, dachte ich mit einem Blick auf Fleur.
Ich schüttelte den Kopf und lief weiter.

---> Wohnviertel